Am 24. April 2004 war es soweit. An diesem Tag trat der Kleine endlich in unser Leben. Der kleine Karmann.

Am 12. Oktober 1965 erblickte er in Osnabrück zum ersten Mal das Licht der Straßen und sein voller Name ist Karmann Ghia Cabriolet. Dies ist die Geschichte wie er den Weg zu uns gefunden hat.

Am Abend des 23. Aprils 2004 (ein Freitag) surfte Steffen mal wieder im Internet und war auf der Suche nach Autos. Er wollte „nur mal so gucken“. Und da war er. Ein 65er Karmann Cabrio in hennarot. Wunderschön. Naja, zugegebenermaßen sah er nicht mehr sehr glänzend aus, aber er hat ja auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Da darf man schließlich schon ein paar Falten haben. Aber wenn man genauer hinsieht … macht der Chrom das ja alles wett.

Doch was sah er da. Oh nein. Die Fahrzeugangaben und die Beschreibung über den Zustand des Oldies waren in Englisch. Na da half ja nichts. Ina musste eben bei dem Besitzer anrufen. Gesagt, getan. Naja fast. Es kam natürlich das Übliche: „Warum muss ich denn da anrufen?“ „Du willst doch das Auto haben.“ „Dein technisches Englisch ist viel besser als meins.“

Aber zum Schluss rief sie doch an und der nette Herr am anderen Ende der Leitung sagte, dass er in ein Meeting müsse und man solle doch um 19:30 Uhr noch einmal anrufen. Und da es ja Freitag war und mittlerweile fast 18 Uhr hieß es erst mal ab ins Training. Kaum war 19:30 Uhr rannten beide die Treppe hoch, um den Besitzer wieder anzurufen. Ina musste ihm fünf Mal versichern, dass Steffen sich mit Autos auskennt und dass er kein Anfänger ist, wenn es um Autos geht, dass es sogar sein Beruf ist…. Dann gab es noch ein paar Schwierigkeiten als es um technische Dinge ging. Aber letztendlich hatte es funktioniert und auf einen guten Kaufpreis konnte man sich auch einigen. Per E-Mail ließ er uns seine Adresse und ein Schreiben des Kraftfahrtbundesamts zukommen. Der Besitzer hieß Pascal und war ein Franzose mit aus der Karibik stammenden Vorfahren, der in Holland sein zu Hause hatte und in Nürnberg arbeitete.

Das erste Problem:

Mittlerweile war es nach 21 Uhr und es musste noch Geld aufgetrieben werden. Um die Uhrzeit haben die Banken natürlich geschlossen. Also wurden ein paar Geldautomaten und Geheimverstecke mit Notreserven geplündert.

Das zweite Problem:

Der Karmann musste in Holland geholt werden. Natürlich war er nicht fahrbereit. Also musste erst einmal ein Auto mit Anhängerkupplung aufgetrieben werden. Doch wen ruft man da an? Wer hat so ein Auto? Natürlich. Der Kessler. Gegen 22:30 Uhr holten wir das Auto bei ihm ab.

Das dritte Problem:

Das Auto konnte nicht abgeschleppt werden. Es musste ein Anhänger her. Da uns keiner einfiel, der einen Anhänger hatte und ihn so kurzfristig ausleihen könnte, riefen wir Pascal an. Er sagte uns zu, dass wir seinen Anhänger leihen könnten. Wir müssten ihn nur zurückbringen.

Das vierte Problem:

Der Treffpunkt. Wir waren für 8 Uhr bei Arnheim an der deutsch-holländischen Grenze mit Pascal an einer bestimmten Tankstelle verabredet. Doch wo liegt Arnheim überhaupt und wie kommt man dahin? Und dann wohnt er auch noch in Bronkhorst. Wo zum Teufel ist das alles???

Nachdem die ganzen Problemchen gelöst waren musste noch ein Lunch-Paket mit Broten und Getränken für die lange Fahrt gepackt werden und gegen Mitternacht fielen wir ins Bett. Steffen konnte voller Glückseligkeit einschlafen. Ina lag erst einmal wach da und war aufgeregt und machte sich Gedanken: „Was wenn das alles nur eine getürkte Anzeige ist? Wenn das in Wahrheit ein Psychopath ist?“ Irgendwann schlief sie vor Erschöpfung ein.

Um 3 Uhr klingelte schon wieder der Wecker und um 3:30 Uhr saßen die beiden in Marcos BMW und waren auf dem Weg nach Holland.

Ohne große Umwege kamen sie sogar noch vor 8 Uhr (es war etwa 7:30 Uhr) in Arnheim an der Tankstelle an. Eine Viertelstunde später, als wir gerade frühstücken wollten, parkte ein großer schwarzer BMW hinter uns und das Handy klingelte. Pascal war dran und fragte, ob wir einen grünen BMW fahren würden. Als wir bejahten, stieg aus dem großen schwarzen BMW ein großer gut gebauter und gut aussehender halbschwarzer Mann aus. Das war Pascal.

Bis nach Bronkhorst war es noch ein gutes Stück und wir fuhren ihm hinterher. In Bronkhorst fuhren wir durch die schmalsten und holprigsten Straßen, mussten dann mehr oder weniger noch quer durch einen Acker und waren dann bei seinem (Land-)Haus. Dort hatte er auch eine Scheune mit drei oder vier alten Käfern. Aber der Karmann war nicht da.

Der stand nämlich bei einer Werkstatt. Also wieder zurück über den Acker, die schmalen und holprigen Straßen bis zur Werkstatt. Dort stand er in einer Garage, der Kleine, und sah doch etwas mitgenommen aus. Das Dach war ganz zerfleddert und die Karosserie hatte auch ein paar böse Stellen. Sonst sah er aber wunderschön aus. Der Motor war komplett und es waren so gut wie alle Chromteile da und das war das wichtigste.

Erst wurde der Anhänger an Marcos BMW befestigt und dann schoben wir den Karmann drauf, der noch mit Gurten verzurrt wurde. Dann schrieben wir noch eine Art Kaufvertrag auf einer etwas größeren „Karteikarte“ und fuhren wieder nach Deutschland. Mit 80 Sachen etwa. Gut es war eine angenehme Fahrt, aber es dauerte irgendwie ewig. Weil das alles so anstrengend war und weil Ina die Blase bald platzte, mussten wir zwischendurch auch noch an einem Rastplatz halten. Aber wenigstens konnte Steffen dann überprüfen, ob auch alle Zurrgurte noch richtig fest saßen, damit der Kleine nicht vom Anhänger fallen konnte.

Gegen 16 Uhr etwa waren wir wieder zu Hause.

Dort haben wir das Dach erstmal abgerissen und schoben ihn in die Garage. Dort wohnte er dann eine Zeit lang. Zwischendurch zog er in eine andere Garage um und mittlerweile hat er sogar eine eigene Garage nur für sich.

Eigentlich sollten wir an dem Tag ja noch den Anhänger zurückbringen. Aber das haben wir dann doch nicht gemacht. Da der Anhänger aber den Transport mit dem Karmann nicht so gut überstanden hatte, musste Steffen erst noch Schweißarbeiten vornehmen. Der Anhänger wohnte dann erst mal ein paar Wochen auf der Straße und nach ca. 3 Wochen sollten wir uns mit einem Freund von Pascal auf einem Rastplatz an der A3 treffen. Das Problem war nur: Der Freund war Franzose und wir sprechen kein französisch. Wir wussten nicht, wie der Freund aussah oder hieß und was er für ein Auto fuhr.

Also standen wir auf dem Rastplatz und warteten. Auf dem Parkplatz stand auch noch ein schwarzer Jeep mit französischem Kennzeichen. Es saß auch jemand in dem Auto. Es war schon wieder alles sehr ominös. Ina hatte schon wieder Gedanken wie: „Das ist doch bestimmt ein Psychopath in dem Jeep.“

Aber er sprach uns nicht an und wir ihn auch nicht. Dann regnete es auch noch. Nachdem wir 1,5 Stunden warteten kam auch Pascal an dem Parkplatz an. Pascal war vorher auch nicht telefonisch zu erreichen, dann hätten wir ihn wenigstens fragen können wie der Freund heißt oder wie er aussieht.

Der Mann in dem schwarzen Jeep war tatsächlich der französische Freund, der natürlich auch kein deutsch sprach. Wir hängten den Anhänger dann an den Jeep und fuhren nach Hause zu unserem kleinen Karmann.